Dellach im Gailtal

Home Welone Nölblinger Au Wasser Impressionen www.dellach.at - Mitten in Dellach

Kulturlandschaftsprojekt Kärnten:
Wiesenmanagement „Welone-Wiesen“
(Dellach/Gail)

Welone-Wiesen Das Zustandekommen dieses Projektes ist einem langjährigen Urlaubsgast aus Deutschland zu verdanken, Herrn Ralf Schwab (Obertshausen, Deutschland), der seit seiner Kindheit das Gebiet der „Welone-Wiesen“ durchwandert und beobachtet. In den vergangenen Jahren stellte er das Verschwinden vieler Orchideenstandorte in diesem Gebiet fest. So setzte sich Ralf Schwab im April 2002 mit dem Kärntner Botaniker Dr. Wilfried Franz in Verbindung und teilte ihm seine Beobachtungen mit.

Diese Informationen wurden an die Arge NATURSCHUTZ weitergeleitet. Herr Mag. Klaus Krainer nahm daraufhin Kontakt mit der Gemeinde Dellach/Gail auf und fand in Herrn Christoph Zerza einen botanisch interessierten Bürgermeister. Nach mehreren Gesprächen wurde vereinbart, ein Projekt zu entwickeln und umzusetzen.

Zielsetzung des Projektes, das im Rahmen des Kulturlandschaftsprojektes Kärnten durchgeführt wird, ist die Offenhaltung und Weiterbewirtschaftung der Wiesen dieses Gebietes, um die zahlreichen Orchideenstandorte zu erhalten.

Grundlagenerhebungen

Daraufhin wurde im Auftrag der Arge NATURSCHUTZ vom Technischen Büro für Ökologie & Vegetation (Dr. Josef Kowatsch, Klagenfurt) eine Grundlagenkartierung in Form einer Biotopkartierung eines Projektgebietes in der Gemeinde Dellach/Gail im Ausmaß von 79 ha durchgeführt.

Was ist ein Biotop ?
Als Biotop im Rahmen der Biotopkartierung werden
- natürliche und halbnatürliche Flächen,
- naturnahe Flächen besonderer biologischer Wertigkeit,
- extensive Kulturökosysteme,
- anthropogen (vom Menschen) bedingte Sonderstandorte
mit Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensumwelt des Menschen, bezeichnet.

Biotopkartierung ist die kartographische Erfassung und Abgrenzung von definierten Lebensräumen, welche als Biotope ausgewiesen werden.
Diese Lebensräume werden nach sogenannten „Kartierungsrichtlinien“ erhoben.
Das Ergebnis der Biotopkartierung für das Projektgebiet ist eine sehr hohe Biotopdichte und Biotopvielfalt: 43 Biotope auf 30,1 ha Nutzfläche, das sind 38 % des Untersuchungsgebietes und 60 % des Dauersiedlungsraumes. 13 verschiedene Biotoptypen sprechen für die Vielfalt an Lebensräumen auf diesem relativ kleinen Areal der „Welone-Wiesen“.

Insgesamt wurden 224 Pflanzenarten festgestellt. Im Untersuchungszeitraum 2003 konnten im Bereich der „Welone -Wiesen“ und angrenzenden Waldrändern 17 verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden (30 % der Kärntner Arten). Eine Orchidee, das Dreizähnige Knabenkraut, konnte für das Obere Gailtal erstmals nachgewiesen werden, nachdem sie über 100 Jahre als verschollen galt.

Umsetzung

Über die Sommermonate wurden die Grundeigentümer persönlich kontaktiert und Vertragsabschlüsse durchgeführt.
Die typische Nutzung des Gebietes ist die Grünlandnutzung (ein- bis zweimalige Mahd), Düngung (Wirtschaftsdünger) und Beweidung (in der Regel extensive Herbstbeweidung). Aufgrund einer Flächenbesichtigung und der aktuellen Nutzung wurden im Projektgebiet spezielle Erstmaßnahmen (Pflegemaßnahmen im Rahmen des KLP) und Pflegetypen (ÖPUL 2000) festgestellt und vertraglich vereinbart:
Von insgesamt 29 ha förderbaren Biotopflächen konnten bis jetzt für über 14 ha (Stand: Oktober 2003) Verträge abgeschlossen werden. Das ist rund die Hälfte der förderbaren Flächen.

Die Orchideen des Gebietes
Orchideen sind weltweit mit 20.000 bis 30.000 Arten vertreten. Für Kärnten werden 57 Orchideenarten angegeben, von denen zwei als verschollen gelten. Im Untersuchungszeitraum 2003 konnten im Bereich der „Welone -Wiesen“ und angrenzenden Waldrändern 17 verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden (30 % der Kärntner Arten).

Biologie der Orchideen:
Typisch für Orchideen sind die winzigen Samen, die sich in ihren Kapselfrüchten befinden. Die Samen werden durch den Wind verbreitet und haben kein Nährgewebe. Sie sind daher für eine Weiterentwicklung auf eine Ernährung von außen angewiesen. Die Anlieferung von Wasser, Nährstoffen und Vitaminen übernimmt ein Wurzelpilz, der seinerseits von der heranwachsenden Orchidee organische Stoffe erhält. Orchidee und Pilz bilden eine Symbiose, die entweder im Lauf der Zeit aufgelöst wird, wie zum Beispiel beim Frauenschuh, oder auf Dauer bestehen bleibt, wie zum Beispiel bei der Nestwurz. Zur Speicherung von Nährstoffen bilden die Pflanzen unterschiedliche Knollen aus. Der Blütenbau und die Bestäubung sind sehr variabel. Neben den nektarbildenden Gattungen gibt es Nektartäuschblumen, Arten mit Selbstbefruchtung und Sexualtäuschblumen. Letzteres findet man bei Ragwurz-Arten. Deren Blüten erzeugen Duftstoffe die den Sexuallockstoffen bestimmter weiblicher Hautflügler (Bienen, Wespen) ähneln und dadurch Männchen anlocken.

Lebensräume:
Magerwiesen sind der optimale Lebensraum für Orchideen. Magerwiesen entstehen auf extensiv bewirtschafteten und nährstoffarmen Standorten. Dazu gehören sowohl feuchte Standorte wie Seggenrieder und Streuwiesen (Pfeifengraswiesen) als auch trockene Standorte, wie zum Beispiel Halbtrockenrasen oder Trockenrasen. Ebenso findet man Orchideen auf Flach- und Zwischenmooren, in Föhren-, Rotbuchen- und Fichtenwäldern, Bergwiesen und Almweiden.

Gefährdung:
Die Aufgabe der Bewirtschaftung von Streu- und Magerwiesen und die damit verbundene Verbuschung oder Aufforstung dieser Flächen sind der Hauptgrund für den Rückgang der Orchideenstandorte. Andererseits stellt auch die Düngung, die artenreiche Magerwiesen in monotone Fettwiesen umwandeln, eine Gefahr dar. Viele wertvolle Flächen werden häufig verbaut, da diese Standorte – oft sonnenexponierte Südlagen –als Bauplätze sehr beliebt sind.

Schutzstatus in Kärnten:
In Kärnten sind Orchideenarten laut Pflanzenartenschutz-Verordnung, LGBl. Nr. 27/1989, ganzjährig vollkommen geschützt. Diese dürfen weder ausgegraben, noch gepflückt, beschädigt, vernichtet, weitergegeben, befördert, feilgeboten oder in getrocknetem Zustand erworben werden.

Empfohlene Broschüren:
AMT DER KäRNTNER LANDESREGIERUNG & ARGE NATURSCHUTZ (2000): Kärntens bedrohte Natur. Orchideen. Broschüre, Klagenfurt.
ARGE NATURSCHUTZ & LFI KäRNTEN (2002): Vielfalt am Hof, auf Wiese und Feld. Broschüre, Klagenfurt.


Auswahl von Orchideen des Gebietes

Dreizähniges Knabenkraut Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata)
Eine Besonderheit des Gebietes ist das Dreizähnige Knabenkraut, das für das Gailtal 100 Jahre als verschollen galt. Diese Orchideenart kommt auf Magerwiesen und in Säumen im Projektgebiet vor.
Wanzen-Knabenkraut Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora)
Das Wanzen-Knabenkraut kommt auf feuchten bis trockenen Magerrasen und Halbtrockenrasen vor. Diese Orchideenart kann auch mit Hilfe der Nase bestimmt werden, da die Blüten einen unangenehmen, wanzenartigen Geruch verströmen.
Steckbrief (PDF 331 kB)
Holunder Knabenkraut Holunder Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina)
Das Holunder-Knabenkraut kommt auf Magerwiesen und in trockenen Gebüschsäumen vor. Die Blüte duftet schwach nach Holunder. Auffallend ist das Vorkommen von rot gefärbten und gelbfarbenen Exemplaren der Orchideenart nebeneinander.
Steckbrief (PDF 324 kB)
Mücken-Händelwurz Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea)
Die Mücken-Händelwurz gilt als Wechselfeuchtezeiger. Sie kommt in Magerrasen, Feucht- und Nasswiesen, Flach- und Quellmooren sowie in lichten Wäldern auf frischen basenreichen Böden vor. Der Name lässt sich von der mückenähnlichen Gestalt der Blüte und den handförmig geteilten Knollen ableiten.
Steckbrief (PDF 269 kB)
Sumpf-Stendelwurz Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris)
Die Sumpf-Stendelwurz kommt in sumpfigen Wiesen, in Binsen- und Pfeifengrasbeständen, in Feuchtwiesen und kalkreichen Flachmooren vor. Diese Orchideenart ist durch die Nutzungsaufgabe und Umwandlung von Feuchtlebensräumen stark gefährdet.
Brand-Knabenkraut Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata)
Das Brand-Knabenkraut kommt meist in kalkreichen Magerrasen vor. Der Name leitet sich von der halbkugelartigen Blüte ab, die oben wie angebrannt aussieht.
Steckbrief (PDF 331 kB)
Schwertblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia)
Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra)
Weißes Waldvögelein (Cephalanthera damasoniun)
Hohlzunge (Coeloglossum viride)
Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) Steckbrief (PDF 343 kB)
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens)
Großes Zweiblatt (Listera ovata)
Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis)
Kleines Knabenkraut (Orchis morio) Steckbrief (PDF 254 kB)
Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia)
Erläuterung Bildsymbole (PDF 300 kB)

Alle Informationen Stand November 2003
Auskünfte zu diesem Projekt erhalten Sie bei
Arge NATURSCHUTZ, DI Gerhild Wulz, Gasometergasse 10, 9020 Klagenfurt
Tel.: 0463/32 96 66-11, Fax: 0463/32 96 66-4;
Text: Arge NATURSCHUTZ, DI Gerhild Wulz.
Fotos: Dr. Josef Kowatsch und Arge NATURSCHUTZ. Bildrechte bei den Bildautoren.
Arge Naturschutz Dr. Josef Kowatsch
Technisches Büro für Ökologie & Vegetation
ländliches Fortbildungsinstitut